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Vollgas!

Es geht mit Volldampf vorraus! - Ähm. Also noch nicht auf dem Wasser. Aber dafür um so mehr in der Werft. Da wird gewerkelt, geschwitzt, geschliffen, gestrichen und viiiiiel gedacht. Ich hab mir das Treiben mal ein paar Tage angeschaut und kann Euch aus der Sicht einer Trauzeugin berichten ;-)


Als ich Samstags ankomme, steht das Boot in der beheizten Lackierhalle und der Rumpf erhält die ersten Anstriche – sozusagen einen „Spray-tan“ von einem Mitarbeiter der Werft. Das ging flott und sah schön aus, erst weiß, dann schwarz, dann weiß, dann schwarz, dann beige – fertig. Allerdings hieß das auch, dass selbst mit Atemschutzmaske nur eine kurze Besichtigung des Bootes von außen möglich war. Die Farbe muss ja nun trocknen, dafür waren die Pratzen abgebaut, auf denen das Boot sonst abgestützt ist und es davon abhält, umzufallen. Stattdessen halten nur 2 Balken von links und rechts das Boot. Darum können wir erst mal nicht auf der Mika herumklettern, schade.


Also werkeln wir zu dritt an der ausgebauten Heckklappe herum, sie bekommt eine neue Füllung aus Schaumstoff, die mit Epoxy (dem Allheilmittel im Bootsbau) festgeklebt wird. Es scheint nun zunächst so, als würde uns die Arbeit ausgehen, was mir komisch erscheint, da bei genauerer Überlegung das Boot eigentlich in 9 Tagen ins Wasser soll und bisher noch in ziemlich viele Einzelteile zerlegt ist… Also ist Krisensitzung angesagt!

Die von M&C ausführlich geführte To-Do-Liste wird runtergebrochen auf die absolut notwendigen Dinge und mit Deadlines versehen.
Am Ende bleiben im Prinzip noch:


- das Streichen des Unterwasserschiffs (ein paar Dosen Antifouling sind noch nicht geliefert, zwischen den Anstrichen sind bestimmte Trocknungszeiten einzuhalten, was natürlich im Zeitplan bedacht werden muss)


- die Neubefüllung des Ruders (mit Schaumstoff und wenig überraschend – mit Epoxy) was von Carlita schon großartig vorbereitet worden war, allerdings wird bootsbauerische Expertise für dieses Projekt gebraucht. Das Ruder muss anschließend auch noch ein paar Mal gestrichen werden, mit den entsprechenden Zeitintervallen dazwischen.


- einige Arbeiten am Mast, zB. ein neues Vorstag und einige Ersatzwanten fertigen lassen. Dafür muss der Mast erst mal vom Mastenregal – der liegt natürlich als schwerster und unhandlichster Mast im obersten Regalfach, da braucht es viele Hände, ein paar Leitern und die Mithilfe der Werftarbeiter.


Der mathematisch Versierte Leser zählt jetzt 1 und 1 zusammen und merkt, dass Handlungsbedarf besteht, wenn die Mika eine realistische Chance haben soll, in den nächsten Tagen/Wochen ins Wasser gekrant zu werden. Die kurze emotionale Krise auf diese Erkenntnis hin ist schnell überstanden und so wird sonntags bei Kaffee und Kuchen mit Werftchef und -chefin ein Schlachtplan entwickelt, wie es in der nächsten Woche voran gehen soll.

 

Gemacht, getan. Mit neuer Energie und vielen Deadlines im Kopf schreiten wir zur Tat. Die Tage sind lang, wir stehen früh auf. Die Pausen sind kurz, weil doch immer irgendwelche Arbeiten darauf warten, erledigt zu werden. Wenn wir uns zufällig alle mal begegnen (bei der kurzen Mittagspause oder nach getaner Arbeit irgendwann Spätabends beim wohlverdienten Essen), muss jeder erstmal erzählen, was er/sie eigentlich alles gearbeitet und geschafft hat. Jeder ist mit seinen Projekten beschäftigt, rumstehen is nich!

 

Mit Vorliebe werden erledigte Punkte von der To-Do-Liste gestrichen, unter anderem: Heckklappe fertig befüllt und mit Panthera verdichtet und verziert. Mast vom Regal geholt. Vorstag ausgebaut (klingt easy, wars aber nicht). Ersatzwanten ausgebaut (das war easy) und vermessen (das wieder nicht). Dieselfilter eingebaut (Marc hat sich selbst übertroffen). Innenverkleidung wieder angeschraubt.

 

Marc verbringt sehr viel Zeit mit Googlen und Bestellungen, es kommt ein Paket nach dem anderen, zB. Ersatzteile, Werkzeuge, Bauteile. Sicher ist, dass er bei einigen Dingen nicht weiß, wie sie funktionieren, aber dafür hat man ja später zwei Jahre Zeit, oder? Sobald das Boot wieder betretbar war, hat er die Elektrik voran gebracht und einen neuen Dieselfilter eingebaut!

 

Carlita, Tim der Bootsbauer und ich nehmen das Projekt Ruder in Angriff, es wird schnell klar: „Es kommt nicht so drauf an.“ Hauptsache, das Ding ist nachher gut gefüllt, behält seine Form und ist wasserdicht. (geschlossenporiger druckstabiler Schaum und Epoxy).

Viel Arbeit ist es trotzdem ;-)

 

Und dann ist auch schon Dienstagabend und ich muss die Beiden schweren Herzens wieder verlassen. Schön wars. Anstrengend wars. Es ist ein unheimlich tolles Projekt, irgendwie kann man auch einfach mal ein Boot kernsanieren, warum denn nicht? Und weil wir die Pratzen dann auch schnell wieder befestigt haben, hab ich die Mika natürlich auch noch ausführlich von innen besichtigen können. Von außen haben wir zwei uns beim Polieren und von unten beim Streichen gut kennen gelernt. Schicke Kiste!

 

Die noch zu erledigenden Arbeiten am Boot sind mittlerweile überschaubar, die tatsächliche Reisevorbereitung und das Leben auf dem Boot rücken näher, wenn auch im Moment dafür noch kein Platz in den Gedanken ist. Aber bald. Sehr bald sogar!


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Kommentare: 2
  • #1

    Cousinchen (Dienstag, 19 März 2019 15:24)

    Wow, das wird ja immer mehr ein Zusammenbauen als ein Auseindernehmen. Wird langsam echt real... Wow! Respekt an Alle!

  • #2

    Diethurms (Sonntag, 24 März 2019 10:12)

    Es wird jetzt ernst!
    Wir sehen es geht in 7 Tagen los!
    Sind auf eure Berichte gespannt,
    viele Grüße von den ehemaligen
    "Beiboot-Besitzern" aus Ingelheim!