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Segeltraining deluxe

Diesmal haben wir uns nur einen kleinen Tagestörn vorgenommen. Wie geplant sind wir mit dem Strom und Wind nach Ijmuiden geglitten. Ein herrlicher Segeltag mit konstanten 18-20 kn Wind von schräg hinten, Sonne, wenig Seegang. Nur kalt ist es geworden, 5 Grad tagsüber, da werden Hände und Füße auch bei bester Kleidung kalt. Okay, vielleicht haben wir nicht die beste Kleidung.

Armin sagte zum Spaß kurz vor dem Ziel, wir würden von der Küstenwache verfolgt. Und in der Tat kamen die immer näher und passten ihre Geschwindigkeit an, dass ich furchbar nervös wurde, was wir wohl falsch machten und was die von uns wollten. Ich konnte mir aber nichts vorstellen.

 

Nachdem sie ziemlich nah neben uns fuhren und Fotos von uns machten, forderten sie uns mit einem Schild auf, auf Kanal 6 mit Ihnen zu funken. Marc kam dem nach und beantwortete souverän wie gewohnt alle Fragen. Wie heißt das Boot, wieviele Leute sind an Bord, Heimathafen, Nationalität, letzter Hafen, angesteuerter Hafen, endgültiges Ziel… Er wünschte uns viel Spaß auf unserer langen Reise und bestätigte, dass er uns auf AIS mit dem richtigen Namen MIKA gesehen hat, es funktioniert also. Wir hatten also nichts falsch gemacht, sie haben einfach nur ihren Job gemacht. Nächstes mal also keine Panik...

 

Ijmuiden ist nicht der attraktivste Hafen bei Ostwind, der Gestank der wenig entfernten Industrie weht einem um die Nase und der Strand gegenüber macht das bei der Witterung auch nicht wett. Aber wir liegen sicher und vorallem freuten wir uns riesig, als Jan spät abends noch zu uns kam. Nach einer kurzen Nacht übten wir am nächsten Morgen Hafenmanöver bei recht viel Wind, denn Anlegen zu zweit mit vier Leinen ist anders als man es im SKS gelernt hat. Das gab uns viel Sicherheit und Selbstvertrauen, aber wir müssen natürlich weiter üben.

 

Nach der Mittagspause nutzten wir die Gelegenheit einen Rigger aufzusuchen, denn im Hafen war direkt eine Werft angeschlossen. Wir haben unseren Mast mit Vorstag, Achterstagen und Wanten selbst (nach zahlreichen Anleitungen aus dem Internet) getrimmt und waren noch nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ergebnis. Der Mast bog sich recht weit nach hinten durch und wir haben es nicht geschafft, das auszugleichen. Daher blieb eine Unsicherheit und wir wollten das gern von einem Profi gecheckt haben.

 

Wie es Zufall, Glück und Chaos so wollen, wurden wir verwiesen an Martin, der nebenan für die Edelmarke Nautor Swan die Riggs einstellt. Wenn es also einer kann, dann er.

 

Eigentlich hatte er keine Zeit, aber er bot an, sich das mal kurz in der Mittagspause anzugucken und zu sagen, ob es so in Ordnung ist, oder ob wir besser nochmal von vorne anfangen.

 

Wie gehofft kam er an Bord, fand alles soweit ganz ordentlich, erklärte uns, was wir machen konnten und legte schließlich selbst kurz Hand an. Ein paar Windungen hier mehr und da weniger und schon stand der Mast deutlich gerader als vorher. Die Tür der Vorderkabine ließ sich wieder leichter schließen. Und wir können mit einem sicheren Gefühl damit die nächsten zwei Jahre segeln.

 

Danke Martin! Wir begegnen so vielen Rettern und Helfern auf dieser Reise, das ist unglaublich!

 

Anschließend übten wir unser shorthanded Man-über-Bord Manöver mit einem Fender und auch das bewährte sich zum Glück in der Praxis. Viele kleine Fragen und praktische Tips konnte Jan uns mit auf den Weg geben. Nicht nur segelt er ungefähr seit er Laufen kann. Er fährt als Skipper auf den verschiedensten Segelbooten mit den unterschiedlichsten Ansprüchen (Freizeit, SKS Ausbildung, Regatta) und in unterschiedlichsten Gewässern, sodass er sich auf jedes Boot schnell einstellen kann und für jede Gegebenheit schnell die beste Herangehensweise oder Lösung findet. Wenn es so nicht geht, dann machen wir es eben anders. Diese Kreativität und Leichtigkeit müssen wir noch lernen.

Wer auch in den Genuss eines großartigen Segellehrers kommen möchte, wir vermitteln gerne den Kontakt!!! :)

 

Als sei der Tag noch nicht ausgefüllt gewesen, fuhren wir nach dem Anlegen in den nächstgelegenen großen Bootsausrüster, um uns neue Personal locator beacons (PLBs) zu kaufen. Das sind die Geräte, die Marc und ich immer und unbedingt nachts tragen, damit der andere, der schläft, sofort einen Alarm bekommt, wenn einer über Bord gegangen ist. Sonst merkt man das im Zweifel ja erst Stunden später.

 

Wir hatten dafür natürlich schon Geräte gekauft (crewwatcher), die zu Hause beim Test auch prima funktionierten, aber hier brach ständig die Bluetooth-Verbindung ab ohne einen Alarm zu geben, daher sind die Teile leider für die Tonne.

 

Nun haben wir für viel Geld zwei leichte kleine AIS-PLBs (rescueME MOB1) und ein neues Funkgerät mit DSC ausgegeben. Wir bekommen über AIS den Wegpunkt, Zeitpunkt und den Kurs zum MOB. Aber keinen Alarm. Über DSC wird aktiv ein Alarm auf unserem Gerät ausgelöst, sobald die Schwimmweste aufgeht oder der über-Bord-Gegangene manuell den Alarm auslöst.

 

Außerdem hat das neue Funkgerät eine Distresstaste, die vorher fehlte. (Damit wird über UKW-Funk der Alarm an die nächstgelegene Seenotrettungsstelle weitergeleitet) Und ein integriertes GPS, sodass wir darüber Kurs über Grund, Geschwindigkeit sowie die aktuell Position ablesen können. Das ist also ein sicheres Backup zu unseren 3 mobilen GPS-Geräten, dem Tablet und den zwei Handys.

 

Es ist ein gutes Sicherheitskonzept, das wir hoffentlich nie brauchen, aber das uns besser schlafen lässt.

 

Nach einem üppigen Abendessen beim Griechen fuhr Jan wieder nach Hause und wir gingen mit den neuen Geräten und dem neuen Klo an Bord. Heute heißt es wieder aufräumen, einbauen, werkeln. Später werden wir mit dem Strom nach Süden nach Scheveningen segeln, ca. 4 Stunden entfernt. Und jeder ein Hafenmanöver und ein Fender-über-Bord-Manöver fahren.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lorena (Samstag, 13 April 2019 19:31)

    Zähneputzen mit der Heizung auf dem Schoß :D

    Ich freu mich auf weitere neue Beiträge von euch :)

  • #2

    Ingrid (Dienstag, 16 April 2019 20:16)

    Dein Freund der Heizlüfter!

  • #3

    Rebekka (Dienstag, 16 April 2019 22:47)

    Ich bin jetzt schon soooo gespannt, was da noch alles tolles an Berichten kommt. Seid lieb gegrüßt :)

  • #4

    Sarah und Marian (Mittwoch, 17 April 2019 08:56)

    Schön dass ihr gestartet seid, wie freuen uns auf neue Sach- und Lachgeschichten! :) Wir beneiden euch zwei auf jeden Fall um eurer großes Abenteuer! ;)
    Drücken euch die Daumen! :)