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Calais – Cherbourg (40Std.)

Nach einem Tag Erholungspause in Calais ging es am zweiten Hafentag weiter mit der to-do Liste. Wir besorgten eine neue Dirk (Leine, die den Baum nach oben hält), die erstens etwas durchgescheuert und zweitens zu kurz war, um sie ins Cockpit zu führen. Da wir die Dirk als zweites Fall benutzen z.B. um jemanden doppelt im Mast zu sichern, fanden wir das eine sinnvolle Investition. Das Einführen der Leine gelang reibungslos. Im Shop konnten wir auch gleich unsere Fender aufpumpen lassen. Leider hatte es der freundliche Mitarbeiter zu gut gemeint – im nächsten Hafen platzte der eine Kugelfender!

 

Und ich durfte ein zweites Mal in den Mast, nachdem Marc die neue LED Birne fürs Ankerlicht zurecht gelötet hat. Damit ist der Wackelkontakt behoben und bei der Gelegenheit konnte ich den Windanzeiger noch korrigieren.

 

Die Grundreinigung des Decks, das noch den Werftstaub mit sich herumtrug, war dann bei Sonnenschein und warmen 14 Grad auch kein Problem. Flautentag in Calais also sinnvoll genutzt.

 

Die Abfahrt am nächsten Mittag war ein Geduldsspiel. Der Wind kam genau von hinten und war schwach, die Strömung genauso stark wie unsere Segel, sodass wir entweder auf der Stelle standen oder im 90 Gradwinkel zu unserer Kurslinie fuhren. Natürlich wussten wir das mit der Strömung, aber dass wir wirklich gar keine Fahrt über Grund machten, damit hatten wir nicht gerechnet.

Nach ein paar Stunden war es ausgestanden und die Strömung wieder mit uns, aber gegenan ist sie gefühlt immer stärker als mit einem…

 

Die Nacht war fast so hell wie der Tag bei nahezu Vollmond. Es waren kaum Schiffe zu sehen, der Wind konstant, kurz gesagt – langweilig!

Aber wir können uns nicht beklagen, so durch den Ärmelkanal zu schippern, kann man sich nur wünschen.

 

Am Tag gabs mal wieder ein kurzes Highlight als plötzlich ein Helikopter auftauchte, auf uns zu kam und uns im Tiefflug umkreiste. Ohne uns anzufunken drehte er wieder ab und war verschwunden. Ich hatte Angst, wir hätten mit unseren neuen personal locator beacons versehentlich einen Alarm abgesetzt und müssten jetzt einen Rettungseinsatz bezahlen, denn ich hatte die Teile erst vor der Nachtfahrt an unseren Schwimmwesten befestigt.

Aber anscheinend war es ein Routineflug und der Pilot nur neugierig oder was auch immer.

 

Mit Windy und Solar haben wir tagsüber unsere Batterien wieder voll aufladen könne, die nachts durch Karten- und AIS-Plotter sowie Autopilot etwas in die Knie gegangen waren. Auch das Energiemanagement ist bislang nur rechnerisch aber nicht praktisch erprobt. Ob das ganze bei Optimierung auch noch für Kühlschrank und Wasserkocher reicht, werden wir sehen.

 

Bei dem wenigen Wind von hinten (meist 10-14kn) nutzten wir tagsüber die Gelegenheit unser zweites Vorsegel auszuprobieren. Aber plötzlich waren es nur noch 8 Knoten Wind, da konnte auch die riesige Genua nicht viel ausrichten, sodass sie schnell wieder verschwand. Dieses „downwind sailing“ müssen wir noch üben. Entweder schlugen die Segel bei Schmetterling oder Raumschotskurs durch die Schiffsbewegungen im Seegang oder wir mussten sehr weit anluven und von unserem Kurs abweichen. Und schließlich das Vorsegel wegnehmen, um es nicht kaputt schlagen zu lassen, was uns wieder Geschwindigkeit kostete.

 

Die zweite Nacht brach an und bei völliger Flaute motorten wir die letzten Stunden in den Hafen von Cherbourg. Die letzte halbe Stunde wurden wir abgelenkt durch hüpfende Meeressäuger, von denen wir nicht sicher sagen können, ob es Schweinswale oder Delphine waren. Nach der Art, wie sie sich bewegten und ums Boot herum tauchten, glauben wir es waren Delphine, die uns in den Hafen begleiteten und kurz vor der Marina verschwanden. Die dritte Nachtfahrt, das erste mal im Dunkeln anlegen. Es klappte alles wie tags erprobt, also konnten die drei müden Segler völlig erschöpft schlafen gehen.

 

Armin ging in Cherbourg von Bord, um uns ein paar Tage Zweisamkeit zu gönnen, bevor der nächste Besuch kommt.

Wir sind ihm sehr dankbar für alles, was er für uns getan hat. Sei es die Ablenkung mit einem Espresso oder einem guten Essen außerbords, die liebevolle Kleinarbeit an Naviecke, Klo und Sitzecke oder die emotionale Stütze, wenn die innere Ruhe Marc und mich mal kurz verließ...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Chris (Montag, 22 April 2019 16:39)

    Moin ihr Beiden,
    Schweinswale sind meist doch etwas zu scheu. Normalerweise würden sie nicht um das Boot herum tauchen.
    Gruß