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Cherbourg – Brest (38 Std.)

Noch in der Nacht der Ankunft in Cherbourg erreichte uns die Nachricht von Jan, dass wir möglichst in den nächsten 3-4 Tagen über die Biskaya sollten, denn ein Tiefdruckgebiet ist im Anmarsch und bringt Sturm. Aber rechnerisch war klar, dass wir das nicht vorher schaffen können. Trotzdem wollten wir wenigstens vor dem Sturm in Brest sein, um in den Startlöchern zu stehen, sobald das Wetter die Überquerung zulässt.

 

Daher ging es direkt von Cherbourg nach Brest, mal wieder über Nacht und mit nächtlicher Ankunft im Hafen, diesmal zu zweit. Wir hatten dazu gelernt und konnten immernoch bei Springzeit die Strömung optimal für uns nutzen. Wir hatten teilweise 6kn Strom mit uns. Und da kam mal wieder Ehrfurcht vor der Natur auf. Ab 4 kn Strömung entstanden trotz wenig bis keinem Wind Verwirbelungen, die unseren Bug plötzlich um 90 Grad drehten. Und über dem etwas flacheren Wasser mit immernoch 12m Tiefe entstanden Brecher! Wie wäre das gewesen mit 20 kn Wind? Man kann es sich vorstellen und ist froh über die 5-10kn.

 

Wir waren schon so weit westlich, dass die Atlantikwelle in den Ärmelkanal geschwappt kam. Man spricht zwar immer von einer langen Welle, aber vorstellen kann man es sich nicht, man muss sie gesehen haben. Die Mittelmeer- und Ostseesegler kennen hohe kurze Wellen, aber diese lange Atlantikwelle war wahnsinnig beeindruckend und ebenfalls respekteinflößend. Sie war nur 1,5 m hoch und ganz gemächlich. Aber da kommt so eine stabile Wasserwand auf einen zu gerollt, hebt einen hoch, lässt einen im Tal verschwinden, sodass man nicht mehr drüber gucken kann und dann geht es wieder von vorne los. Es war angenehm, viel stabiler als die kabbelige See, die wir kennen. Aber das jetzt noch in 5 Meter Höhe… Wir dürfen uns zum Glück langsam an sie gewöhnen.

 

Zum ersten Mal fanden wir die Nacht ein bisschen gruselig. Zum einen hatten wir lange kein Land und kein anderes Schiff mehr gesehen, es war durchgehend etwas diesig. Zum anderen war es stockfinster, der Mond war noch nicht aufgegangen und der Horizont fast nicht mehr zu sehen.

 

Dafür war es um kurz nach Mitternacht dann umso schöner. Ich habe noch nie einen Mondaufgang gesehen, er war rot wie die Sonne und das Meer glitzerte in seinem Licht. Die Natur hat so viel zu bieten…

 

Marc gelang endlich der Durchbruch mit dem Wetterfax. Über den Kurzwellenempfänger kriegen wir nun Navtex Nachrichten (sowas wie: die Tonne ist aktuell nicht beleuchtet, Militärübungen, etc. und Wetterinfos) und Wetterkarten für ein beliebiges Gebiet mit der Großwetterlage, Wind und Wellen.

 

Zudem kompensierten wir unterwegs den Kompass. Nachdem es im letzten Shop hieß, das könnten sie nicht, „c‘est trop compliqué“ , glaubte ich schon nicht mehr daran, dass wir mal einen korrekten Kompass haben würden. Aber es war letztlich nicht so kompliziert. Nun haben wir maximal 10 Grad Abweichung statt vorher 40 Grad, was mit einer Ablenkungstabelle gut handelbar ist.

 

Nun wettern wir in Brest den Sturm ab und bereiten uns auf den nächsten Besuch vor, Marcs Mama kommt die nächsten Tage.

 

Und die to-do Liste hat noch einiges zu bieten, da kommt sicher keine Langeweile auf!

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Matthias (Mittwoch, 24 April 2019 19:30)

    Wenn ich "Windy" richtig sehe habt ihr gut entschieden euch zu spüren, sonst derzeit 22kn auf die Nase! Auch im Hafen nicht so ganz ruhig. Trotzdem gute Erholung und weiter bitte Bilder zum mitträumen!

  • #2

    Lorena (Freitag, 26 April 2019 07:50)

    Bei der Beschreibung der Szenerie mit dem Mond bin ich ganz wehmütig geworden. Hört sich so schön an!

  • #3

    Janina (Freitag, 26 April 2019 12:49)

    Wie toll!! Und wie spannend! Und wie gut ihr das alles meistert! Ich bin mega stolz auf euch und fiebere in weiter Ferne mit euch mit. Ganz viel Liebe!

  • #4

    Rainer (Mittwoch, 01 Mai 2019 17:14)

    Oh, noch eine Mika,
    unsere heißt auch so,
    viel Spaß noch

  • #5

    Petra (Mittwoch, 01 Mai 2019 20:48)

    Wir Münchener verfolgen mit Interesse Eure Nachrichten und freuen uns über jeden neuen Eintrag. Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Überquerung de Biscaya und viele Grüße!