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viento temperamental

Prolog:

Es ist seichte Nacht, in der alles schläft im Hafen La Coruna. Ab und zu wird Mika von einem vorbeifahrenden Motorschiff zum Schaukeln animiert.

Auf einmal Carlita aufschreckend: „Marc, wer steuert eigentlich das Schiff?“

Marc schlaftrunken, trocken: „Niemand.“

Carlita: „Müssen wir nicht gucken?“

Marc: „Doch“

Carlita: „Ach du scheiße!“

Carlita purzelt panisch aus der Vorschiffskoje, zieht sich quer durchs Schiff zum Cockpit rennend die Ohrstöpsel aus den Ohren und wirft sie weit von sich. „Marc, kommst du?“

Marc stolpert betäubt hinterher.

Nichts bewegt sich, so friedlich liegt Mika in den Festmachern...

 

...Später werden die Ohrstöpsel irgendwo in der Küchenregion wiedergefunden...

 

 

Am Tag der Ankunft in La Coruna bauten wir nach einer Erholungspause im Café eines unserer Rumpffenster aus, denn unterwegs wurde klar, dass da etwas Salzwasser eindringt. Und das Fenster ist bei Lage regelmäßig unter Wasser!

Mit Bordmitteln versuchten wir die Dichtung zu verbessern. Es scheint geholfen zu haben.

Das Fenster gegenüber war dann prophylaktisch am nächsten Tag auch gleich mit dran.

 

Dann räumten wir im Sinne der Praktikabilität spontan das ganze Boot um. Die Rettungsinsel musste nach oben in die Backskiste, dafür der Anker wieder unter die Wasserlinie, aber wohin dann mit dem zweiten Segel? So ist man stundenlang beschäftigt Dinge von A nach B zu räumen.

Schon war der halbe Tag um und mein Papa am Hafen angekommen.

 

Nach einem Drink in der Sonne wurde Matthias gleich eingespannt. Marc hat so viele Dosen gekauft, wie er tragen konnte, um sie in der Bilge zu verstauen. Zum einen wollen wir mehr Gewicht unter die Wasserlinie bringen, denn die Schiffsbewegungen sind durch die Massen an Werkzeug, die schweren Anker, das Fahrrad etc. nicht besser geworden.

Zum anderen schadet es ohnehin nicht langsam Vorräte für schlechte Zeiten anzulegen.

In alter Fahrtenseglermanier wurden also die Etiketten entfernt, die Dosen mit Chlor abgewaschen und wieder beschriftet, um Kakalakeneier, die sich eventuell unter dem Papier im Kleber befinden, abzutöten.

 

Anschließend sind wir im Supermarkt eskaliert, wir brauchten eigentlich nur ein paar frische Sachen, konnten uns aber mit leeren Mägen und bei dem tollen Angebot nicht zusammenreißen.

 

Nach exquisiten Tapas wurde noch schnell die Route für die kommende Nachtfahrt geplant und am nächsten Morgen brachen wir pünktlich um 8:00 Uhr auf.

 

Es war herrlich warm, nur ein klein bisschen zu wenig Wind. Zum Glück hatten wir einen motivierten Mitsegler, der Lust hatte die zweite Genua auszuprobieren, während wir nur dachten: „So viel Arbeit!“

Aber das war es gar nicht und mit unserer Riesengenua machten wir super Fahrt. Der Wind nahm stetig zu und vor Anbruch der Dunkelheit holten wir den riesigen Lappen bei 20 kn Wind wieder runter, was nicht ganz so elegant gelang wie das Segelheißen. Das hat noch Potential nach oben!

 

Als Marc mich zu meiner Nachtwache weckte, hatte der Wind weiter aufgefrischt. Es war mehr als angesagt, aber die Richtung stimmte zum Glück, es war weiterhin ein Raumschotskurs.

Bei Windstärke 6 waren wir dann nicht cool genug, um nur für den Rundumblick hochzukommen. Nervös beobachtete ich den Wind und überlegte, ob ich jetzt nicht irgendetwas ändern musste. Aber was sollte passieren. Die kleine Genua stand gut, die Geschwindigkeit passte, das Land war im Luv, die Welle hatte keine lange Strecke um sich weiter aufzubauen. Und falls der Wind weiter zunehmen sollte, konnte ich reffen und weiter in die Landabdeckung gehen.

Die Wellen machten auch keine Anstalten einzusteigen - bis auf eine, und die hat mich voll erwischt. Aber dafür gibt es ja Ölzeug.

Am Morgen war Ruhe eingekehrt und die letzten Meilen mussten wir sogar motoren.

 

Diese Nacht hat uns gleich doppelt vorangebracht. Zum einen waren wir schneller als erwartet im nächsten Hafen und zum anderen sind uns etwas mehr Seebeine gewachsen. Lieber hier die Erfahrung und Sicherheit gewinnen als auf dem Atlantik.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Ingrid (Samstag, 04 Mai 2019 20:48)

    Wow liebster Matthias du machst eine Bella figura auf dem Boot beim Segelhissen!
    Die Fotos sind alle spitze, Ihr seht alle relaxt aus! Ingrid

  • #2

    Birgit (Sonntag, 05 Mai 2019 10:22)

    Moin allerseits
    Schön geschrieben euer Blog
    Tolle Fotos. Das Star Foto ist natürlich Matthias Einsatz am Segel. Immerhin seht ihr jetzt auch mehr Sonne als zu Anfang.
    Gutes Segelwetter und Gute Stimmung euch für die Weiterfahrt!

  • #3

    Britta (Sonntag, 05 Mai 2019 15:08)

    Hello ihr drei,
    wir lesen gerade auf der Heimfahrt aus Tirol von Britta und Alex Hochzeit eure Einträge zusammen im Auto - großartig hört sich das an. Glückwunsch zur Überwindung der ersten großen Biskaya-Herausforderung. Die Hochzeit war mega schön mit geheimnisvollem Dialekt, ausgelassenem Dancen, vielen Spielen, leckerstem Essen, guten Gesprächen und sogar Schnee. Alles alles Gute weiterhin �. Schöne Grüße von Annette, Olli, Iman und Britta

  • #4

    Petra (Montag, 06 Mai 2019 20:19)

    Super sieht das alles aus! Seid Ihr sicher, dass Matthias die Mika noch diesseits des Atlantiks wieder verlassen wird?
    Weiterhin guten Wind und viel Spaß wünscht Euch Petra (aus dem kalten und verregneten Norden)

  • #5

    Lorena (Dienstag, 07 Mai 2019 07:59)

    Haha, euren Prolog konnte ich mir bildhaft vorstellen. Jetzt seid ihr bestimmt erst mal im Wärmeren angekommen?! Wir bibbern derzeit bei 1 Grad in Regensburg..
    Wie schön, dass ihr überraschend Besuch bekommen habt!