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Abschiede sind nichts für schwache Nerven

Und weiter gehts! Neue to-do‘s aufschreiben, neue und alte to-do‘s erledigen, neue to-dos erledigen, bevor man es schafft, sie auf die Liste zu setzen.

 

Ein großes Projekt, was insbesondere mir wegen dem Komplikationspotential schwer im Magen lag, war der Warmwasserboiler. Er speicherte ca. 40 Liter Wasser, die wenn der Motor lief, von dessen Kühlwasser geheizt wurden. Danach kühlten die 40 Liter langsam wieder ab. Oder wurden erst gar nicht richtig heiß, wenn der Motor nicht lange lief. Und dieses Brackwasser war mit unserem Trinkwasser verbunden. Bis das warme Wasser z.B. zum Spülen lief, war man ohnehin schon fertig, sodass der Benefit uns geringer erschien als die hygienischen Bedenken. Zudem würden wir wertvollen gut zugänglichen Stauraum gewinnen! Nachdem also ein bisschen an Bimini und Relingsstützen gebastelt war, ich mühevoll Diesel und neues Kühlwasser an der Autotankstelle besorgt hatte, musste der Boiler dran glauben. Wie immer: Kein Platz, die vierte von vier Schrauben war festgerottet, das übliche. Am Ende des Tages war das Ding besiegt und das neu verbundene Trinkwassersystem dicht!

Und siehe da: Was sich da aus dem Boiler entleerte war wirklich unappetitlich, es hatte sich grünes Zeug abgesetzt, Pseudomonas? Legionellen? Keine Ahnung, aber bestimmt nix gutes!

 

Zur Belohnung gab es herrliche Tapas und Ausschlafen… ach nein, Wecker auf 7 Uhr, wir wollten ja weiter. Aber am nächsten Morgen sah die Vorhersage so bescheiden aus, dass wir mal eine Pause einlegten und das Meer vom Land aus betrachteten.

 

Die Zeit mit Matthias war viel zu schnell vorbei. Am liebsten wären wir heimlich nachts über den Atlantik gestartet und hätten ihn mitgenommen. Er hat uns seglerisch vorangebracht und für jede andere Herausforderung so viel Input geliefert, dass man darauf nur sehr ungern verzichten möchte. Außerdem hat er uns auf dem Wasser das beste Essen gezaubert, was wir unterwegs je hatten. Nudeln mit Speck und Tomaten, angebraten in Butter - zum Frühstück, es war ein Traum!

 

So blieben wir zu zweit zurück und lagen bei Sturm eine weitere Nacht sehr ungeschützt im Hafen von Leixoes, um nach insgesamt drei Tagen weiter gen Süden aufzubrechen.

 

Die Abfahrt war mühsam, wir mussten kreuzen, hatten viel Welle gegen uns, machten kaum Strecke in die richtige Richtung. Plötzlich flatterte die Genua und ich dachte, Marc hätte mal wieder nicht aufgepasst beim Steuern! ;)

Als er mich dann rief, sah ich, dass die Genua runterkam. So schnell wie ich auf dem Vorschiff war, hing sie schon halb im Wasser. Was war passiert? Fall gerissen? Nein, das hing noch oben und war schließlich von uns erst gerade ausgetauscht! An der Genua selbst war eine Schlaufe ausgerissen - schade!

Wir waren zwar zum Glück sehr gefasst, aber der Spaßfaktor zu Beginn eines 48 Stunden Törns hielt sich in Grenzen.

 

Also fuhren wir zunächst nur mit Großsegel weiter (die Riesengenua können wir am Wind nicht fahren) und mussten dann doch in der Nacht wieder den Motor anschmeißen, was wir uns eigentlich abgewöhnen wollten, (um Diesel zu sparen und den Motor zu schonen). Aber in so einem Fall darf man dann doch mal eine Ausnahme machen.

 

Der nächste Segelmacher war in Cascais, sodass wir statt direkt nach Sines durchzufahren nun Cascais ansteuerten. Telefonisch wurde mir versichert, dass er sich Montag gleich darum kümmern könnte, also Glück im Unglück gehabt.

 

Gut, dass das jetzt passiert und nicht auf einer großen Überquerung. Und gut, dass das Fall noch heil ist, sonst hätte man das mühsam wieder durch den Mast einfädeln müssen.

 

Allerdings wirft uns das zeitlich trotzdem zurück und wenn wir unseren Zeitplan betrachten, sind wir leider hinterher. Wir waren schnell, aber so schnell, dass wir es im Mai noch über den Atlantik schaffen eben leider doch nicht…

 

Dann gucken wir uns eben Cascais an, genießen das gute Wetter und trinken mit dem freundlichen Nachbarn ein Bier!

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lorena (Sonntag, 12 Mai 2019 19:46)

    Haha, habt ihr das halbe Müsliregal geräubert?!
    Ich hoffe ihr könnt Portugal nun auch ein wenig genießen und die nächsten großen Reparaturen lassen jetzt ein bisschen auf sich warten.
    Was ihr schon wieder alles gemeistert habt!

  • #2

    Marike (Montag, 13 Mai 2019 15:54)

    Man merkt, dass ihr mit den auftretenden Problemchen immer besser klar kommt, klingt schon alles ganz schön professionell, super!

  • #3

    Luise (Montag, 13 Mai 2019 18:12)


    Ich freue mich immer so von euch zu hören :) voll schön dass alles so gut klappt, wenn auch mit kleinen Pannen ... danke für die Fotos ... ganz liebe Grüße auch von den kleinen �en

  • #4

    Matthias (Montag, 13 Mai 2019 20:07)

    Ich fürchte, die übertriebene Begeisterung über das Nudelfrühstück ist weniger meinen Kochkünsten als mehr der Allgemeinsituation und der Freude über den wieder erstarkten Magen geschuldet!
    Aber toll war's mit euch, Segeln und Arbeiten und Essen!