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Anchoring Adventure

Tag 2 in der Ankerbucht:

 

Ich fange gerade gemütlich an zu kochen, als Marc sagt: „Was macht denn unsere Französin da vor uns, sie fährt ständig im Kreis um ihren Anker und.. äh, die kommt doch näher, oder?!

 

Wir entfernen uns, indem wir mehr Kette stecken, beobachten während wir das Rührei verschlingen und versuchen mit ihr zu funken. Sie ist so beschäftigt, dass sie uns nicht sieht, aber irgendwann ist sie so nah, dass wir rufen können. Ihr Anker war gerutscht und hängt jetzt fest. Sie versucht ihn an der Leine des Ankerballs mit einem Fall hoch zu winschen, das Boot krängt dabei gefährlich, ihre vordere Beleuchtung fliegt ab. Es ist furchtbar mit anzusehen und nichts tun zu können.

 

Wir alle drei denken, sie hängt vielleicht in unserer Kette, also holen wir die Kette dicht, kommen ihr dabei gefährlich nah, was die Vermutung bekräftigt. Plötzlich entfernen sich die Boote voneinander und wir sagen zu ihr: „Look, maybe your anchor is free now“ und sind erleichtert, dass wir offenbar kein größeres Problem haben. Wimpernschläge später funkt sie zurück: „No, I‘m still in my position, you must be dragging!“

 

Wir Füchse, natürlich haben wir uns von ihr entfernt und nicht umgekehrt, der Wind kommt mit 20 Knoten von vorne und wir haben die Kette bis fast auf Wassertiefe eingeholt, was soll der Anker anderes tun als rutschen! Also neues Ankermanöver, der Motor läuft zur Sicherheit ohnehin mit, wir ankern weit weg von ihr, um uns nicht in dem gleichen Mist zu verfangen wie sie und weit weg von ihr zu sein, falls sie wieder vertreibt.

 

Damit ist der Tag rum und wir verschieben unseren geplanten Landausflug.

 

 

Tag 3 in der Ankerbucht:

 

Wir kümmern uns mal wieder um den Autopiloten. Die knarzenden Geräusche gefallen uns nicht, aber so richtig kommen wir der Sache nicht auf den Grund. Ich schraube ein bisschen rum, was in der Trockenübung einen besseren Eindruck macht. Wir werden sehen.

Zum Dinghy aufbauen und ausprobieren scheint es uns zu windig und wir haben aus o.g. Gründen weit weg vom Land geankert, müssten also einen sehr weiten Weg rudern, wir entscheiden uns für einen gemütlichen Abend an Bord.

 

 

Tag 4 in der Ankerbucht:

 

Es ist immernoch genauso windig wie die letzten Tage, was solls, irgendwann müssen wir das Dinghy ausprobieren. Der Aufbau hat seine Längen, aber es läuft. Mit Spifall über die Bordwand, Paddel rein, ab gehts!

 

Die manövrierunfähige Ketch Nimic II ist auf halber Strecke. Die Französin sieht uns und wir machen bei ihr fest. Gait ist Rentnerin, sie lebt auf dem Stahlboot, das ihr Vater gebaut hat. Sie hängt noch mit ihrem Anker in einer Kette am Meeresgrund, selbst das Fischerboot und 2 andere Helfer mit Dinghy konnten ihn nicht befreien. Sie ist gelassen.

 

Sie kocht uns ausgezeichnetes Lunch. Gestärkt und mit lauter neuen Eindrücken fahren wir weiter an Land. Nach dem Einkauf geht es auf direktem Weg nach Hause. Das Rudern ist gar nicht so anstrengend wie befürchtet, obwohl der Wind aufgefrischt hat, es sind jetzt 25 Knoten.

 

Wir haben eine frische Dorade gekauft, extra mit Eingeweiden. Die Anleitung im Kochbuch half überhaupt nicht, aber ich habe schnell gemerkt, mit gesundem Menschenverstand ist das Ausnehmen kein Hexenwerk. Die 1,50€ Dorade von der Fischtheke geht in die Geschichte ein, wir sind hellauf begeistert! Nächstes Mal also selber fangen...

 

 

Tag 5:

 

Da wir Ersatzteile nach Sines bestellt haben, müssen wir weiterziehen, obwohl es uns hier so gut gefällt. Was würden andere bezahlen für die exklusive Lage und den exquisiten Ausblick!

 

Marc hat eine Erkältung niedergestreckt, (O-ton: „Ich leide wie ein Mann!“) sodass ich das Ankeraufholen, Segeln und Kochen übernehme. Einhandsegler haben schon viel zu tun!

 

Wind und Wellen sind brav und wir kommen früher als gedacht in Sines an.

 

Dort treffen wir am gleichen Abend „pure life sailing“, ein deutsches Paar in unserem Alter mit ähnlichen Segelplänen. Hoffentlich kreuzen sich unsere Wege wieder an der Algarve oder im Mittelmeer...

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lorena (Dienstag, 21 Mai 2019 07:34)

    Oh bei Sines sind wir letztes Jahr mit dem Campingbus sehr lange hängen geblieben :D
    Insgesamt klingt das nun plötzlich nach Urlaub bei euch! Wie schön!

  • #2

    Britta (Dienstag, 21 Mai 2019 07:35)

    Haha ich habe mir immer vorgestellt dass man beim Segeln keine anderen Menschen trifft :) Wenn ich es lese bin ich sogar auf dem Weg zur Arbeit ein Stück im Urlaub. Mit eurer Mittelmeerentscheidung wird ein Treffen auf jeden Fall nochmal realistischer - ich freu mich.

  • #3

    Matthias (Dienstag, 21 Mai 2019 17:42)

    Moin, also der erste große, selbst ausgenommene Fisch, Glückwunsch! Aber so ganz nach Sattwerden sieht er nicht aus? Für 1.50 würd ich mir mehr kaufen, LG !

  • #4

    Monica Koch (Freitag, 24 Mai 2019)

    Hallo Ihr Lieben, Mutigen, Tapferen und vieles mehr ��, ich wünsche Euch ganz viel Glück und Erfolg auf Eurer Reise! ✊�Eine Fülle unvergesslicher Eindrücke habt Ihr ja sowieso!

    Ab und zu lese ich ein bisschen mit , bewundere Euer technisches und handwerkliches Know How und freue mich an den Fotos. Sogar ein Doradenskelett kann schön aussehen!�

    Also weiterhin toitoitoi und ahoi!!⛵️

    Monica