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Wellen - eine wackelige Angelegenheit

 

Die erste Nacht in La Herradura war genauso bescheiden wie die in Malaga. Hier hatten wir zwar keinen Wind und der Anker hielt, aber die Wellen kamen mal wieder um die Ecke und schüttelten uns durch. Ohne ständiges Festkrallen in der Matratze wurde man minütlich hin und her geworfen (der Beweis, dass unser Bett zu groß ist),  sodass Marc nachts auf die Couch umzog, wo man sich besser einkeilen kann und ich klemmte mich quer in unserem Bett mit Füßen und Kopf ein, damit ich nicht mehr rumrollte.

 

Das veranlasste uns dazu, am nächsten Tag den Treibanker (das ist ein trichterförmiger Sack mit Loch unten, wie ein Spritzbeutel in groß) am Baum an der Seite des Schiffs ins Wasser zu hängen, damit er die Schaukelbewegungen dämpft. Der Erfolg war spürbar, aber es ist jetzt keine Patentlösung...

 

Den Anker hatten wir diesmal mit dem Dinghy besichtigt, in dem klaren Wasser konnte man ihn auf 8m Wassertiefe betrachten und es war uns ein Fest zu sehen, dass nur noch der Bügel rausschaute, die Schaufeln waren komplett eingegraben, wie sich das gehört!

 

Die Wellen beruhigten sich und es wurde ein geschützter Ankerplatz, an Land gab es ein Eis und ein paar frische Lebensmittel, ansonsten ruderten wir aus Spaß die Küste auf und ab, saßen am Strand oder an Deck und planten schon wieder die Weiterfahrt. Eine Nacht verbrachten wir noch nebenan in Berengueles, da war es noch schöner als in Herradura.

 

Der Wind sollte drehen, daher war es nicht so einfach einen Ankerplatz zu finden, der vor den alten UND neuen Wellen gleichzeitig geschützt war. Dazu kam unsere nächste Verabredung im Mar Menor, weshalb wir Strecke machen mussten. Also beschlossen wir in der Nacht einfach durchzufahren bis Cartagena wo man für jede Richtung eine geschützte Bucht finden konnte.

 

Die Nachtfahrten sind inzwischen Routine, trotzdem schlauchen sie.

 

Wir finden immernoch Neues raus. Diesmal haben wir die große Genua am Spibaum ausgebaumt, mussten sie dann aber gerefft (verkleinert) fahren, der Spibaum war zu kurz.

 

Aber wer braucht schon einen Spibaum, wenn er einen Großbaum hat! Kritiker mögen uns vorwerfen, es sei etwas improvisiert, aber es funktionierte super. Der Baum wurde wie beim Treibanker so weit wie möglich an die Seite des Schiffes gebracht und die Genuaschot (die Leine des Vorsegels) dort durch einen Schäkel geführt. Der Knoten mehr Fahrt lohnt!

 

Nach 37 Stunden kamen wir an und der Ausblick war atemberaubend! Nur Natur und wir. Schade, dass wir das mit der Kamera nicht einfangen können. Uns bleibt es ungenommen, das befreiende belebende Gefühl, nach dem langen Törn ins kalte klare Wasser zu hüpfen und anschließend frisch geduscht beim Sonnenuntergang Abendbrot zu essen.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter auf unserem beliebtestem Kurs, mit Wind von vorne. Wir kreuzten gegenan, was die Strecke ungefähr verdoppelte, es war wenig Wind, zum Glück auch wenig Welle und pünktlich zur Brückenöffnung um 18:00 Uhr schafften wir die Einfahrt ins Mar Menor, wo wir vor jeder Welle und jedem Wind Schutz finden und wo wir Armin und seine Freundin treffen werden.

 

Dafür schwimmen hier massenhaft riesige gelbe Quallen durchs Wasser, ob sie einem was tun oder nicht haben wir noch nicht herausgefunden. Aber wir sind ja frisch geduscht, also bleiben wir vielleicht einfach auf dem Wasser! Safety first!

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Kommentare: 2
  • #1

    Jan (Samstag, 22 Juni 2019 13:09)

    Sehr nett :-) ...ausser natürlich die Quallen!
    Ich verlasse mein Schiff nie ohne den Anker gesehen/abgetaucht zu haben. Dann kann man die Risiken gut einschätzen. Wenn genug Sand drum herum gräbt er sich immer wieder ein. Wenn nicht, muss man halt gucken.

    Der Holepunkt für die Genua ist zu hoch, wenn der Spibaum so hoch angeschlagen, bzw. wagerecht gefahren wird. Dann klappt sie oben komplett weg. Nehmt den Spibaum direkt über der Reling, bzw. schräg nach unten, befestigt einen Niederholer an der Fussreling um so den Holepunkt unten zu halten. Dann sollte auch die grosse Genua prima auf Vorwind zu fahren sein.

  • #2

    Stephi (Montag, 01 Juli 2019 22:19)

    Hallo ihr beiden,
    es ist total schön, euch durch eure vielfältigen Bilder und eure Erzählungen auf eurer Reise zu begleiten! Danke, dass ihr das macht! �