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Downwindsailing 2.0 oder Segelspaß mit Gennaker

Die Wartezeit auf das neue Segel wurde uns versüßt durch weitere nette Bekanntschaften.

Ein älteres portugiesisches Paar (Er Ingenieur, sie Nephrologin) von nebenan lud uns zum Kaffee ein und wir tauschten uns über ihre Segelreisen aus, die sie unter anderem schon zweimal über den Atlantik führten. Sie erzählten von ihren Angelerfolgen und den Regattas, die sie immernoch im Winter fahren und konnten uns aushelfen, als das passende Werkzeug fehlte (unvorstellbar bei den tausenden von Werkzeugen, die wir selbst an Bord haben).

 

Die Sache mit dem Paket gestaltete sich schwierig. Die Unfähigkeit sämtlicher GLS-Mitarbeiter führte dazu, dass das Segel wieder nach Deutschland geschickt worden wäre, obwohl Adresse und Empfänger gut lesbar und korrekt auf dem Päckchen standen UND wir uns größte Mühe gaben mit Ihnen zu kommunizieren, aber sie nicht mit uns.

Dank der Hilfe eines Landsmannes, der für uns auf portugiesisch telefonierte, war es dem Zusteller dann doch möglich, das Päckchen wenigstens irgendwo in der Nähe des Hafens an einen Tierladen zuzustellen, bei dem wir es abholten und 1,5km zum Hafen trugen.

Wir waren einfach nur froh das schöne Stück unversehrt auf unser Boot gebracht zu haben und konnten es nicht abwarten es auszuprobieren. Auch hier halfen wertvolle Überlegungen des benachbarten regattaerfahrenen Portugiesen und Marcs stundenlanges Ausprobieren von Schäkeln, Blöcken und Leinenführung.

 

Während wir also warteten, blieb uns Zeit gleich das nächste Spielzeug zu bestellen, wir fanden ein gebrauchtes Kajak, das unseren Anforderungen hoffentlich gerecht wird und ließen es diesmal mit DHL nach Portimao senden - heute soll es zugestellt werden, wir sind optimistisch.

 

Nach einer Abschiedspasta auf dem holländischen Stahlschiff Marée, das uns in Culatra glücklicherweise wieder eingeholt hatte, ging es am nächsten Morgen los nach Portimao.

 

Der Wind stimmte und der Gennaker wurde ausgepackt. Ruckzuck war das Segel angeschlagen, der Bergeschlauch (ein Sack, der von oben auf das Segel gestülpt wird) hochgezogen und der Gennaker stand wie eine Eins! Was für ein herrlicher Anblick.

Wir konnten es eigentlich nicht glauben, dass so etwas mal ohne verklemmte oder vertörnte Leinen, schlagende Segel oder sonstige Störungen vonstatten ging. Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass der Bergeschlauch auch genau so einfach wieder über das Segel zu stülpen war wie hochgezogen, segelten wir ein paar Stunden mit unserer neuen Errungenschaft und testeten die Grenzen aus. (Ca. 160-170 Grad scheinbarer Windwinkel von hinten bis 90 Grad, also Halbwind. Auf Am-Wind steht er zwar noch, macht aber weniger Speed als die Genua) und freuten uns über ca. 2 Knoten mehr Speed als üblich bei 5-10kn Wind von achterlich (hinten).

 

Ich hatte mich so auf Thunfisch gefreut, aber aus irgendeinem Grund wollte keiner anbeißen, obwohl ich mich streng an die Anleitung des Verkäufers im Angelshop gehalten habe. Sicherlich war gerade gestern einfach keiner unterwegs. Dafür wollten die Möwen meinen Köder immer picken, glücklicherweise ist keine am Haken hängen geblieben, ich weiß ja nicht wie die Fiecher schmecken, es ist bestimmt der schlechtere Fang im Vergleich zum Tuna.

 

In Portimao angekommen kamen Heimatgefühle auf, die Irma mit den Bonnern Johanna und Norman an Bord war am gleichen Platz wie damals im Mai und wir ankerten nebenan. Auch die beiden verabschiedeten wir hier, wo sich unsere Wege viel zu schnell wieder trennen und wir hatten einen lustigen Abend mit geistreichen philosophischen Ausschweifungen.

 

Wir werden wohl ein bisschen länger hier bleiben, obwohl es uns schon sehr nach Madeira, bzw. die Nachbarinsel Porto Santo zieht. Der stetige Nordwestwind, mit dem man die letzten Monate jeden Tag hätte rüberfahren können, macht genau jetzt eine Pause, wir sind einfach eine Woche zu spät dran. Aber es wird wieder ein Wetterfenster kommen und für wenig Wind sind wir ja jetzt gewappnet. So haben wir Zeit unser Kajak einzuweihen, einen Motorölwechsel zu machen, die Sprayhood zu nähen und wer weiß was uns noch so erwartet...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    "Seebär" der jedoch nur so aussieht, zeitweise ... (AH) (Sonntag, 22 September 2019 22:48)

    ... mutig euer Unternehmen ... schön von euch zuhören ... spannend euer Reisebericht zu lesen ... toll euch in Gedanken begleiten zu dürfen ... gute Fahrt nach Westen ...
    ... liebe Grüße ein Seebär ...