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4 Tage von Portimao nach Porto Santo, Madeira

Am Morgen der Abfahrt nach Madeira holen wir den Anker auf, füllen noch schnell die Wassertanks an der Tankstelle voll und schießen auf einem schicken Am-Wind Kurs fast ohne Welle los...

 

Tag 1 auf See:

Dass es mit einem Am-Wind-Kurs losgehen würde, wussten wir. Dass der Wind auf 5-6 Windstärken auffrischen würde, war nicht vorhergesagt. Auch nicht, dass das ganze über 12 Stunden lang dauern würde. Es wurde ungemütlich und unter Deck holen wir uns die ersten blauen Flecken - es waren nicht die letzten.

Unweigerlich wurden wir an die Biskaya erinnert, nur ist uns diesmal zum Glück nicht so übel wie damals, obwohl der Magen die 3-4 Meter hohen Wellen von der Seite, (die von einem entfernten Tiefdruckgebiet stammten) schon wahrnimmt. Die Küche bleibt also kalt, allein schon wegen der Schiffsbewegung.

Schön zu wissen, dass das mit stark gerefften Segeln gut geht und immerhin sind wir super flott – unser Lieblingskurs wird es trotzdem nicht.

 

Tag 2 auf See:

Der Wind dreht auf Halbwind bis Raumschot und wird etwas weniger, allerdings bleibt die Welle sehr verwirrt.

Als ich Mittagsschlaf halte (wir wechseln uns Tag und Nacht alle 4 Stunden ab), höre ich das Glöckchen von der Angelschnur und kurz darauf die freudige Nachricht von Marc: „Carlita, wir haben einen Fiiisch!“

Als wären wir ein eingespieltes Team, holt Marc die Leine ein, ich packe den Fisch, der zum Glück recht klein ist und da wir den Wodka (zur Betäubung in die Kiemen) leider nicht zur Hand haben, wird der Fisch mit einem Skalpell getötet. Wir wissen nicht, was wir gefangen haben, aber als er beim Sterben die Farbe von Gelb-grün auf Blau wechselt, ahne ich, dass unser erster Fisch gleich ein Mahi Mahi sein könnte! Wir vergleichen die Bilder aus unserem Buch und glauben, dass meine Vermutung stimmt. (Im Nachhinein betrachtet handelte es sich wahrscheinlich um ein nicht ausgewachsenes Exemplar, das nächste Mal würden wir ihn dem Meer zurück geben). Dementsprechend bleibt die Küche heute nicht kalt!

Kurz nach Sonnenuntergang zieht eine Front mit Regen durch und etwas später nochmal eine. Wenn diese schwarze Wand auf einen zukommt, dann hat das schon etwas Bedrohliches. Ich lege also volle Regenmontur an, reffe das Segel und warte auf das Unwetter. Was kommt ist ein Nieselregen und eine Windstärke mehr als zuvor - ein Schaf im Wolfspelz also.

 

Tag 3 auf See:

Klasse Segelwind, an die Schaukelei, die nicht weniger wird, sind wir langsam gewöhnt und zu Abend gibt es Burger. Ansonsten passiert nichts.

 

Tag 4 auf See:

Ein Vögelchen kommt nach Sonnenaufgang zu Besuch und segelt bis kurz nach Sonnenuntergang mit. Wir versorgen ihn natürlich mit Speis und Trank, aber in der Dunkelheit wird es ihm vielleicht unheimlich. Wir hoffen er hat die 100km an Land geschafft - oder ein anderes Schiff gefunden.

Der Wind lässt nach, aber wir kommen immer noch gut voran, außerdem ist es der letzte Tag auf See, da nimmt man es gelassen.

In der Nacht sehen wir die Helligkeit des Madeira Archipels, die Hauptinsel und nordöstlich davon Porto Santo, welches wir ansteuern. Die letzten Stunden der Anfahrt auf die bergige Insel steuere ich selbst, (nicht der Autopilot) und es ist ein erhabenes Gefühl.

Kaum sind wir im Hafenbecken und fahren unser Ankermanöver, fängt es an zu regnen, na toll. Aber hey, wir sind das erste mal "nass" gesegelt, hatten also Salzwasser im Cockpit und auf dem ganzen Deck sowieso, welches der Regen jetzt runterspült.

Nebenan entdecken wir das Schiff unserer ersten Ankerbekanntschaft aus Cascais bei Lissabon, eine französische Einhandseglerin, und freuen uns riesig! Die Welt ist klein.

Auf die Minute genau sind wir nach 4 Tagen angekommen. Glücklich, stolz, erschöpft.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lorena (Montag, 30 September 2019 20:49)

    Nächste längere Etappe geschafft, super! Genießt Madeira :)!

  • #2

    Lars+Franca (Dienstag, 01 Oktober 2019 00:20)

    Hey, klasse dass ihr gut voran kommt und alles schon so eingespielt ist! Ich hoffe ihr genießt auch den Landgang, die Segelberichte lesen sich jedenfalls sehr professionell.
    Und ich bin erfreut, dass ihr aus unserer Zeit in der Walpodenstraße was mitgenommen habt und jetzt Pfannkuchen machen könnt (Marc damals: "Voll kompliziert, da bin ich gleich beeindruckt!" Oder so).

    Wir sind übrigens fast schon in der Nähe, aber wahrscheinlich schafft ihr es bis Donnerstag eher nicht nach Fuerteventura, oder?�
    Viele Grüße!

  • #3

    Thomas Wegener (Dienstag, 08 Oktober 2019 07:38)

    Habe am Wochenende von Roger von Eurem Abenteuer erfahren und gestern den ganzen Abend lang Eure spannenden Blogs gelesen. Bin erst in Alicante angekommen und lese heute Abend weiter...
    Ich finde es ganz toll, dass Ihr das macht. Jetzt habt Ihr die Zeit, seid jung und unabhängig und ohne Verpflichtungen. Geniesst Euer Leben! Waren erst vor kurzem auf Madeira und hatten uns vorgenommen, das nächste mal in Porto Santo Ferien zu machen. Allerdings per Flugzeug. Liebe Grüsse aus Schaffhausen!

  • #4

    Britta (Dienstag, 08 Oktober 2019 10:11)

    Oh wow Glückwunsch!!