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Warum ist Madeira eigentlich so viel grüner als Porto Santo?

Ein Trog sollte uns einholen, eine besondere und als Segler eher kritische Wetterlage mit viel Wind von Südwest und Regen. Da der Hafen in Porto Santo nach Südwesten offen ist, beschlossen wir in Funchal einen Hafenplatz für alle Fälle zu reservieren und uns dort zu verkriechen.

 

Die Anfahrt war der Wahnsinn – vor 2 Jahren waren wir hier im Wanderurlaub, genau dort an den Felsen und da an dem Strand – und hätten im Traum nicht gedacht, dass wir jetzt, 2 Jahre später mit unserem eigenen Segelboot hier vorbeifahren würden! Was für ein Gefühl, eine Mischung aus Stolz und Glück erfüllte uns. Allein dafür hat es sich gelohnt nach Madeira zu kommen.

 

Nach wenigen Stunden waren wir angekommen und ankerten erstmal vor dem Hafen, wo auch noch andere Schiffe lagen – der Herdentrieb. (Wenn die anderen den Trog hier abwettern, dann können wir das auch.)

 

Tatsächlich entspannte sich die Vorhersage und es wurde halb so wild. Nur das Dinghy lief voller Regen und musste zwischendurch ausgeschöpft werden, außerdem wurde es zwischenzeitlich ziemlich schaukelig, aber nur ungemütlich, nicht besorgniserregend und wir waren froh, dass der Windgenerator die Batterien mal wieder voll machte.

 

Wir streiften durch Funchal, gingen wandern und waren erstaunt wie grün und feucht die Insel selbst nach dem heißen Sommer ist.

Wir haben viel über Desertifikation gelernt. Eine einmal abgeholzte Insel wie Porto Santo leidet unausweichlich unter fortschreitender Bodenerosion bis die wertvolle oberste Erdschicht durch Wind und Regen vollständig abgetragen ist. Was bleibt, ist ein nährstoffarmer Boden, auf dem nichts Fruchtbares mehr wächst. Dadurch verdunstet jeglicher Regen nach kurzer Zeit.

 

Umgekehrt erhält sich dicht bewachsenes Land selbst. Die Pflanzen verhindern die Bodenerosion und speichern Wasser. Der kritische Punkt ist, dass auf einer Insel wie Madeira die Pflanzen Wasser gleichmäßig verdunsten, was zu Nachzug von feuchter Luft vom Meer, Wolkenbildung und mehr Regen auf dieser Insel führt.

Sprich: Es regnet nicht einfach weniger auf Porto Santo und deshalb ist es so wüstenähnlich, sondern weil es kaum Pflanzen gibt, entsteht weniger Niederschlag!

Das Ergebnis auf Madeira ist eine vielfältige Natur mit Blumen, Früchten und Gerüchen aller Art.

 

Außerdem beschäftigten wir uns tagelang mit unserem Stromproblem. Seit der Herbst da ist, werden die Batterien vor Anker jeden Tag leerer und beim Segeln gehen sie dann ganz in die Knie, weil die Instrumente und der Autopilot zusätzlich Strom fressen.
Wir optimierten die Isolierung des Kühlschranks, der unser Hauptverbraucher ist, benutzten die Laptops nicht mehr, richteten die Solarpanele immer nach der Sonne aus – wenn sie denn mal schien – aber es blieb dabei. Wir haben zu wenig Strom und zu viel Verbrauch.

 

Seit wir unterwegs sind hatten wir das Problem nie, wir haben ja sogar Wasser mit Strom gekocht und trotzdem waren die Batterien fast immer voll. Aber da hatten wir mehr Sonne, die zudem höher stand, das allein schien schon zu reichen. Aber jetzt wird es erstmal Winter und über den Atlantik wird es nicht besser, also muss eine Lösung her.

Schon zu Hause hatten wir überlegt noch ein Solarpanel zu installieren, aber wollten erstmal abwarten, ob es nötig ist.

 

Jetzt war nur die Frage, wohin mit dem Panel, wie befestigen und vor allem, wo kriegen wir es her? Ab jetzt können wir nicht mehr einfach im Internet bestellen und an den Hafen liefern lassen. Madeira und die Kanaren haben eigene Zollbestimmungen, da kann es schon mal 1-3 Monate dauern, bis man seine Lieferung bekommt, und solange wollen wir nicht warten.

 

Nach langer Suche und Planung haben wir eine gute und günstige Lösung gefunden. Ein paar Teile müssen unsere Väter mitbringen, die uns bald besuchen kommen, und das Panel kriegen wir auf Teneriffa. 120 Watt mehr sollten reichen – bisher haben wir 2x 80 Watt Solar und den Windy, der nur über 15 Knoten Wind relevant viel bringt und meist haben wir vor Anker eher Flaute.

 

 

Es hat aber auch sein Gutes: Wir haben erstmals unseren Benzingenerator ausprobiert, den wir für Notfälle dabei haben. Nach Startschwierigkeiten und zweimaligem Vergaserreinigen läuft er rund, sparsam und macht die Batterien voll (viel effizienter als es die Dieselmaschine tun würde, daher machen wir die nicht an). Aber wir müssen ja weg von fossiler Energie – außerdem ist es laut und stinkt. Zuhause hat man sich ja an Straßenlärm und Gestank gewöhnt. In diese Idylle hier passt es so gar nicht.

 

Das wird ein Fest, wenn wir uns darüber keine Gedanken mehr machen müssen, Musik hören, Mails checken, Blog schreiben… ohne schlechtes Gewissen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rainer & Anne von SV Marée (Sonntag, 20 Oktober 2019 21:23)

    Hi there, das ist ja ein tolles Angebot, dass man bei Euch mitreisen kann. Hätten wir nicht unser eigenes Boot, wären wir sofort dabei!!!

    Liebe Grüsse

    Anne & Rainer