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Erstes Mal Welle über, erstes Mal Sturmstärke, erstes Mal Doppelgenua

 

Die Ruhe und Entspannung mit Schnorcheln und Kajakfahren im klaren 25 Grad warmen Atlantik hatte ein schnelles Ende. Wie so oft entschied der Wind für uns, dass wir nach La Palma weiter fahren sollten, denn für die kommenden Tage waren zunehmend Böen in Sturmstärke vorhergesagt.

 

Zusätzlich wollten wir unsere Passatbesegelung einmal testen, bevor wir damit über den Atlantik fahren, dafür hatte die Windrichtung in letzter Zeit leider nie gepasst, also mussten wir dafür einen eigenen Segeltag einlegen.

(Passatbesegelung nennt man den Aufbau mit zwei Vorsegeln am gleichen Vorstag, eins wird links und eins rechts gefahren. Beide werden seitlich ausgebaumt, eins am Spibaum und eins am Großbaum. Das Großsegel wird dann gar nicht gesetzt.)

 

Diese Besegelung macht nur Sinn, wenn der Wind beständig als Rückenwind kommt, denn man kann damit keine Halbwind- oder Am-Wind-Kurse fahren. Also perfekt für den gleichmäßigen Passatwind aus Ost-Nordost, den wir für die Überquerung erwarten.

 

Das Vorbereiten der beiden Vorsegel und Bäume dauerte seine Zeit, zumal wir beim Falldurchsetzen leider eine unserer Rollen fetzten. Kaum 25 Jahre alt das Plastik, schon kaputt.

 

Die See war rau, trotzdem mussten wir ein Stückchen aus dem Inselwindschatten motoren, um in die Windzone zu kommen. Auf dem Weg stieg uns zum ersten Mal eine Welle von der Seite ein - so steil und hoch waren die Wellen - und das Salzwasser schwappte bis in den Salon und in die Bilge.

 

Kaum war der Wind da, gingen wir auf Vorwindkurs und setzten unsere zwei Genuas. Zum Glück gerefft, denn als wir das nächste Mal auf den Windmesser schauten, waren es bereits 40kn Wind. Das ist Sturmstärke und die hatten wir noch nie erlebt. Typisch übrigens für die Kanaren, zwischen den Inseln gibt es immer diese Windbeschleunigungseffekte.

 

Wir sausten nur so durchs Wasser, Wind und Wellen tosten wie verrückt, gleichzeitig war das Schiff so ruhig wie noch nie, Marc war ganz fasziniert: „Wie auf Schienen, wie auf Schienen!!!“

 

Es war also klar, der Test war erfolgreich, so werden wir über den Atlantik fahren. Alles funktionierte wie es sollte: Reffen, Einrollen, Ausrollen sogar bei Sturmstärke und die Schiffsbewegungen waren wie versprochen himmlisch ruhig, so dass man das was da oben abging, unten gar nicht mitbekam.

 

Als wir zurück kamen waren wir erschöpft und elektrisiert von diesem genialen Segelerlebnis.

 

Am nächsten Tag ging es dann leider Am-Wind also ohne die tolle neue Besegelung bei Windstärke 5-6 nach La Palma. Es war eine rechts nasse Überfahrt, aber Ölzeug hilft und so wurde es ein erstaunlich schöner Segeltag mit Blick auf Teneriffa, Gomera, El Hierro und La Palma.

 

Dort empfingen wir spontan unseren nächsten Besuch, Marcs Mama und besichtigten das Kronjuwel der Kanaren ausführlich per Bus und Pedes. Nun folgten die Atlantikvorbereitungen, jeden Tag wird ein bisschen was erledigt.

 

Beim Riggcheck war schonmal alles in Ordnung, Ruder und Autopilot sind in Schuss, die Segel müssen noch an ein paar Stellen ausgebessert werden und die Vorräte sind schon so gut wie voll.

 

Unser vorerst letzter Besuch ist gestern angekommen. Steve, der die Mika zuletzt in Kiel in der Halle gesehen hat, ist ganz begeistert was aus ihr geworden ist und wird uns die letzten Tage vor der Überfahrt nach Kap Verden mit seiner Anwesenheit versüßen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lorena (Samstag, 16 November 2019 13:48)

    Ihr glaubt gar nicht wie surreal sich eure Beschreibung des 25 Grad warmen Wassers anfühlt, wenn man das bei 3 Grad, Nieselregen und seit Tagen grauem Himmel liest.. :D
    Gute Zeit mit Steve!