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ATLANTIC CROSSING #1 - Tazacorte, La Palma, Kanaren - Mindelo, Sao Vicente, Kap Verden

Tag 1:

Frohen Mutes und mit einem Funken Aufregung starteten wir bei bestem Wetter aus Tazacorte. Nach stundenlangem Motoren aus dem Windschatten der Insel La Palma raus, ging es anschließend stundenlang mit 7-8 Bft richtig zur Sache. Die 4-5m hohen Wellen brachen im oberen Drittel, es war ein Heilloses durcheinander von Wind und Welle, das Cockpit ständig überflutet, sodass man sich nur drinnen bzw. im Niedergang aufhielt.

Die Seekrankheit ließ nicht lang auf sich warten, obwohl wir uns gedopt hatten. Zum einen ist es eben doch ein Unterschied, ob das Schiff von den Wellen 2 - 3 Meter angehoben und anschließend „fallen gelassen“ wird oder 4 - 5m – sagt jedenfalls das Fahrstuhlgefühl im Magen.

Zum anderen hatten wir vielleicht durch die vielen Tage an Land und im Hafen unsere mühsam erkämpften Seebeine wieder verloren.

 

Tag 2:

Der Wind und die Wellen wurden weniger und geordneter nachdem wir auch den Störfaktor „El Hierro“ (die letzte kanarische Insel) weit genug hinter uns gelassen hatten.

Meine Übelkeit persistierte, es war nur mit geschlossenen Augen im Liegen auszuhalten und ohne relevante Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr. Ich fragte mich warum, nun war es so wie ich es kannte… etwas später fand ich eine Erklärung. Ich hatte mir eine Erkältung zugezogen, die sicherlich ihren Teil dazu beitrug, dass ich mich nicht so schnell erholte. Wie praktisch, dass man auf dem Atlantik eh nichts besseres zu tun hat, als den ganzen Tag im Bett zu verbringen!

 

Tag 3:

Am Nachmittag holte uns die Flaute ein. Trotz unserer guten Vorsätze motorten wir, was wegen des Lärms und des Gestanks nicht so viel Spaß macht wie Segeln.

Unseren sportlichen Ehrgeiz, die Flauten auszusitzen, hatten wir ohne ein Wort darüber zu verlieren abgelegt. Wir wollten einfach nur vorwärts kommen.

 

Tag 4:

Insgesamt motorten wir über 48 Std lang, nur unterbrochen von kläglichen Versuchen mit dem bisschen vorhandenen Wind zu segeln, aber der Seegang schüttelte das Boot noch so sehr, dass die Segel schlugen und wir sie zum Schutz von Segel und Rigg wieder bergen mussten.

Ich hatte mich derweil soweit erholt, dass ich die Angelleine raushing und ein paar Stunden später hatten wir ein prächtiges Exemplar eines Mahi Mahi an Bord. Das mit dem Betäuben hat nicht den erwünschten Erfolg gebracht, obwohl Marc dem Tier eine halbe Flasche Vodka spendierte, aber wir gewannen den Kampf...

Es gab drei Tage lang Fisch - danach ließ ich das Angeln sein.

 

Tag 5:

Immernoch Flaute. Jetzt hatten wir uns an den Schlaf- Wachrhythmus und das Schaukeln gewöhnt. Wir schliefen tagsüber nicht mehr viel, sondern beschäftigten uns mit halbwegs sinnvollen Dingen wie Büchern, Hörbüchern und Podcasts, was in den ersten Tagen nicht der Fall war. Abends schauten wir Filme.

Wir sind zu 8 Stunden Schichten übergegangen, was dazu führt, dass wir die Nächte abwechseln. Auch die Nachtwache schläft zwischen den Rundumblicken erstaunlich gut und ist am nächsten Tag erholter als bei 4 Stunden Schichten.

Schiffe hatten wir seit dem ersten Tag kein einziges mehr gesehen.

Der Wind kam nun noch achterlicher als in den ersten Tagen und wir waren motiviert genug unsere Passatbesegelung (2 Genuas am Vorstag) aufzuziehen, in der Hoffnung, dass die uns mit wenig Wind trotzdem voran bringen würde.

 

Tag 6:

Endlich wieder Wind. Die Passatsegel standen prächtig und wir wurden richtig schnell. Selbst als der Wind nicht mehr von hinten, sondern 130 Grad von der Seite kam, stand auch die luvseitige Genua – c‘est genial!!!

 

Tag 7:

Der Passatwind nahm weiter zu und die Passatbesegelung machte die Mika so schnell, dass wir zu früh, nämlich noch in der Nacht angekommen wären. Also machten wir langsam, um im Hafen von Mindelo im Hellen zu navigieren. (In den Karten wird explizit vor halb versunkenen Schiffswracks gewarnt.)

Der Preis für den vielen Wind waren wieder höhere Wellen, die das Leben an Bord anstrengender machten. (Becher und Müsli flogen durch die Gegend, man stieß sich ständig bei dem Versuch sich an- und auszuziehen oder die Zähne zu putzen).

 

Die Laune stieg je näher wir unserem Ziel kamen. Und am Ende gingen die 7 Tage doch schnell um – an Tag 1 und 2 im Traum nicht vorstellbar!

 

Nun tanken wir im Hafen von Mindelo Wasser, Diesel und vorallem Energie fürdie kommende Überfahrt von guten 2 Wochen nach Französisch Guyana, die wir Ende der Woche beginnen wollen.

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Matthias (Montag, 25 November 2019 16:54)

    Alle Achtung, dass ihr das durchgestanden habt! Wenn man das Boot kennt, kann man die Wellenhöhe gut einschätzen: sehr hoch! Ich wünsche euch, dass ihr ein paar Tage genießen - und mal wieder genug essen - könnt.

  • #2

    Rainer von SV Marée (Montag, 25 November 2019 22:03)

    Sushi, in der Alufolie und mariniert oder wie war die Reihenfolge? Als nächstes fangt Ihr einen Thunfisch, dann gibt es noch eine Extra Runde Sashimi.

    Liebe Grüsse

  • #3

    Hilla+Günter (Dienstag, 26 November 2019 19:46)

    Respekt! Wir lesen jede Woche Euren Blog mit grosser Empathie; für den nächsten Abschnitt 3.450km!!!) nach Cayenne in Frz. Guayana wünschen wir Euch günstigen Wind, Kraft, Gesundheit und funktionierende Technik!
    Wir sind in Gedanken bei Euch!
    Hilla +Günter

  • #4

    Armin und Jutta (Donnerstag, 28 November 2019 21:04)

    ... nach so einer langen Reise,
    kann ich jetzt nur sagen
    ... auf zu neuen Ufern,
    alles Gute auf der Fahrt in eine "neue Welt",
    in den Wellen von Christoph Kolumbus
    ... und die See gibt ihnen neue Hoffnung,
    wie die Nacht ihnen neue Träume bringt ...
    ganz liebe Grüße von Armin und Jutta

  • #5

    Jan (Montag, 02 Dezember 2019 23:02)

    Na, denn man tau!
    Navigare necesse est, oder was ich euch zur grossen Überfahrt noch so hinterherwerfen kann :-)
    Ganz viel Spass und auch ganz viel Glück bei der Reise.
    In Gedanken an eurer Seite, als moralische Stütze vom kalten Arnheim aus!
    Jan

  • #6

    Hans-Richard (Freitag, 06 Dezember 2019 20:11)

    ...tolle Etappe, schön geschriebener Bericht. Glückwunsch- und allzeit fair Winds wünscht die Crew Elisa