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Ohne Bargeld ist man ganz schön aufgeschmissen

Am ersten Tag versuchten wir mit meiner VISA Karte Geld abzuheben, was aus unerfindlichen Gründen nicht klappte, also tauschen wir wenigstens die paar Euro, die wir dabei hatten, in EC (East Caribbean Dollars) um. Das reichte für die lokale SIM Karte und ein paar Busfahrten.
Der nächste Landgang war für Marcs Geburtstag geplant, also nahmen wir diesmal Marcs VISA mit, denn die hatte bislang problemlos funktioniert, und fuhren mit dem nächsten Bus in die Hauptstadt.

 

Erste Bank: Transaktion nicht erfolgreich.
Zweite Bank: Automat hängt sich auf und behält Marcs VISA Karte ein.
Und jetzt? Wir hatten noch umgerechnet 3 Euro, ansonsten ein paar US Dollar, die wir glücklicherweise mit Cristina getauscht hatten. Meine VISA hatte ich an Bord gelassen, denn wir wollen ungern das Risiko eingehen, dass beide Karten zugleich wegkommen, falls uns mal was geklaut wird.

 

Der Bankangestellte war zwar freundlich, aber wenig hilfreich, er sagte nur, wir sollten morgen wieder kommen, heute könne er uns die Karte nicht zurückgeben. Bankvorschrift, Hände gebunden, blablabla. Falls wir nicht pünktlich um 9 Uhr da wären, müsse er die Karte übrigens leider zerstören. Großartig.
Nach weiteren Minuten sinnloser Diskussion mit dem Angestellten entschlossen wir trotzdem den geplanten Ausflug zu machen, es war schließlich Marcs Geburtstag und den wollten wir uns nicht so einfach versauen lassen. Die 50 US Dollar wollte uns die Bank übrigens auch nicht tauschen, weil wir nur die Kopien unserer Reisepässe dabei hatten, aber im Duty Free Shop war es ohne Probleme möglich.

Die Busfahrten hier muss man erlebt haben.
Man läuft in die Richtung, in die man möchte, und wird aus den vorbeifahrenden Bussen angeschrien, angepfiffen und angehupt. Wenn man signalisiert, dass man mitfahren möchte, hält der Bus abrupt an, macht noch während der Fahrt die Schiebetür auf und man steigt ein.
Es sind Minivans, in die sich bis zu 19 Menschen hineinpressen. Es gibt in der Regel den Fahrer und den „Conductor“, der für das Rufen und Geld einsammeln zuständig ist. Eine Fahrt kostet weniger als 1 € p.P. Für den Conductor gibt es dann manchmal keinen Sitzplatz mehr, er quetscht sich einfach zu den vier Personen in die Reihe hinter dem Fahrer.
Es scheint zum guten Ton zu gehören, zu jeder Tageszeit die Musik maximal aufzudrehen, daher haben wir uns schon angewöhnt, Ohrstöpsel mitzunehmen, denn wenn man direkt neben dem Lautsprecher sitzt, ist es einfach nicht auszuhalten. Faszinierenderweise können sich die Einheimischen trotz der lauten Musik noch unterhalten, wir verstehen kein Wort mehr und fragen uns, warum hier nicht schon alle taub sind. Der Fahrstil ist nicht gerade defensiv, aber wir sind es inzwischen aus Tobago gewöhnt, so oft scheint es keine Unfälle zu geben.
So fahren auch die Schüler, in Uniform übrigens, jeden Morgen zur Schule.
Festgelegt ist nur eine ungefähre Route, man kann aber überall auf dem Weg ein- und aussteigen, man muss sich nicht an Bushaltestellen halten. Man klopft am gewünschten Ort ans Autodach, dann hält der Fahrer an.
Gewartet haben wir bisher maximal 2 Minuten auf den nächsten Bus, das System funktioniert prima.

Wer eine Kostprobe der Musik wünscht:
https://www.youtube.com/watch?v=4KMURH2wMOs

So starteten wir etwas verspätet unsere Wanderung, die auf einem angenehm breiten Pfad in den Regenwald begann. Nach etwa einer halben Stunde wurde es deutlich enger, matschig und sehr rutschig. Es kamen uns zwei klitschnasse Amerikaner entgegen, die uns warnten, es würde noch schlimmer, der Regen hatte es nicht besser gemacht. Wir hatten nur kurze Hosen und Joggingschuhe an, mit denen wir im Matsch versanken und als Marc sich einmal komplett in den Dreck gelegt und ich schon einige Kratzer vom Gestrüpp an den Beinen hatte, beschlossen wir umzudrehen.
Wir fanden ein nettes Plätzchen am See, wo wir unsere Quiche und Marcs Geburtstagskuchen verdrückten. Danach nahmen wir den nächsten Bus nach Hause.

Happy birthday Marc!

 

Am folgenden Morgen waren wir überpünktlich in der Bankfiliale, nur um uns anzuhören, dass die Karte zwar unbeschädigt da war, er sie aber leider erst am Mittag aushändigen könne.

Wir vertrieben uns die drei Stunden im Marineshop, besichtigten die Stadt und waren sehr erleichtert, als wir um 12 Uhr dann endlich Marcs Karte wieder in den Händen hielten.

Das Bargeldproblem war noch nicht gelöst, aber in dieser Bank wollten wir es sicher nicht nochmal versuchen. Diesmal hatten wir uns mit allen verfügbaren Bankkarten gewappnet und wer hätts gedacht, die einzige, die funktionierte war die Girokarte der Apobank.


Später erklärte uns die comdirect, von denen wir die VISA Karten haben, sie hätten die Transaktion als „möglicherweise betrügerische Transaktion“ eingestuft und daher abgelehnt. Genau aus dem Grund hatten wir ja unsere Reiseplanung angekündigt, aber das scheint in der Ablage P untergegangen zu sein.

Als wir unsere Lebensmittelvorräte auffüllen wollten, sind wir im Supermarkt fast aus den Latschen gekippt.
Die Milch kostet 1,50€ den Liter, die Schokolade 4€ pro 80g, das Glas Pesto 8 €, Frischkäse 4€, eine Dose Tomaten 4€… Aber etwas muss man essen, also beißen wir in den 1€ teuren sauren Apfel. Auch hier ist Essengehen im Vergleich eine attraktive Alternative, wenn man nicht gerade in die Touri-Restaurants geht.
Die Marineshops sind auch deutlich teurer als in Europa, aber immerhin gut sortiert. Das Ersatzteil für unseren zweiten Autopiloten, den ausgeleierten Gummiriemen, bekamen wir auf Anhieb und bauten ihn sofort ein.

Für den 47. Independence Day von Grenada segelten wir von der Prickly Bay in die Hauptstadt St. George's, um uns zusammen mit unseren französischen Freunden die Parade anzuschauen, Busse fuhren am Feiertag keine.
Es waren ca. 200 Soldaten inklusive Sanitäter und Marschkapelle, die zum Stadion marschierten und dort eine langwierige Parade vor den Offiziellen des Landes abhielten. Befremdlich fand ich die noch nicht ausgewachsenen Soldaten mit Maschinengewehren in den Händen, gefühlt waren es noch Kinder, wobei das Alter schwer einzuschätzen ist.
Glücklicherweise ist das wahrscheinlich der einzige Einsatz der Soldaten im Jahr, in Grenada lebt man sehr friedlich.

Auch wenn der Ankerplatz vor St. Georges schöner ist als die Prickly Bay, die ganz große Begeisterung für Grenada blieb aus. Daher freuen wir uns nächste Woche mit neuem Großsegel auf die Grenadinen weiterzuziehen und hoffen auf schnuckelige Ankerplätze, nette Nachbarschaft und schöne Schnorchelspots.

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Kommentare: 1
  • #1

    Lorena (Mittwoch, 12 Februar 2020 14:24)

    Bei dem vorletzten Bild hab ich kurz den Atem angehalten, aber dann war mir schnell klar, wäre das die Mika hättet ihr das in eurem Bericht erwähnt :D
    Der Geburtstag ist immerhin ne Story wert ;)
    Das Musikvideo höre ich mir später mal an, kann es mir aber schon ganz gut vorstellen..