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Azoren - Frankreich

Kaum in Cherbourg angekommen, geht es schon wieder weiter! Wir sind gerade mit sanftem Halbwind gestartet und kommen voraussichtlich Donnerstag Nacht in Scheveningen bei Den Haag an.

 

Wir hatten einen super Trip von den Azoren hierher und sind nach 11 Tagen zusammen mit Karma in Frankreich angekommen. England und die Kanalinseln wären auch schön gewesen, aber da hätte es für Einreisende aus Portugal noch Quarantäne gegeben, daher gingen wir lieber nach Cherbourg.

Der erste Hafen, den wir zum zweiten Mal auf dieser Reise anlaufen – zuletzt im April 2019.

 

Wir hatten schon vergessen wie angenehm unaufgeregt man mit 4-5 Beaufort Rückenwind dahingleiten kann! Papa hat wie gewohnt das Wetterrouting übernommen und uns prima an der Kante zwischen zu wenig und zu viel Wind entlang gelotst, nur ein bisschen Am-Wind Segeln zum Schluss konnte er uns nicht ersparen, aber es war nicht so wild wie letztes Mal und dafür waren wir zum Schluss nochmal richtig flott. (6,5kt im 24h Durchschnitt!)

 

Die ersten Tage war es noch angenehm warm, später immer kälter (bis 15 Grad Innentemperatur bei 17°C Wassertemperatur und 88% Luftfeuchtigkeit) und die Nächte waren fast immer neblig, diesig mit ein bisschen Nieselregen. Bis kurz vor dem Englischen Kanal gab es wenig Schiffsverkehr und daher keinen Grund zur Sorge. Dafür sahen wir viele Delfine und Fontänen von Walen, die sich stets in einiger Distanz zu uns hielten, was uns auch ganz recht war. Wir haben in Horta von ein paar Unfällen mit schlafenden Walen gehört, die für die Segelboote meist deutlich schlechter ausgehen als für die Wale – eins wurde versenkt und eins hatte Ruderbruch…

Die hohen Breiten haben aber auch ihr Gutes, die langen Tage, atemberaubende Sonnenauf- und untergänge, durch die Cirruswolken ganz anders als wir es kennen. Eines Nachts segelten wir entspannt mit der Strömung, ich beobachtete den Mondaufgang während ein Delfin ums Boot tanzte und eine Sternschnuppe vom Himmel fiel - das muss man erlebt haben!

 

Wir sind offenbar noch so tiefenentspannt von der Atlantiküberquerung, dass uns die Zeit auf See überhaupt nicht lang wurde. Was früher ein langer Törn war, ist heute nur noch eine Kleinigkeit. Wir haben exquisit gespiesen, gelesen, Podcasts gehört und in Hinblick auf den anstehenden Bootsverkauf das Cockpit poliert – man hat ja Zeit auf See!

 

Ein bisschen Wehmut kommt natürlich auf, jetzt wo die letzten Segeltage anbrechen. Aber die Freude auf zu Hause, Familie und Freunde überwiegt und wir haben Lust den Neuanfang zu gestalten. Das erste nicht unwichtige Detail organisieren wir schon – wir haben uns dafür entschieden ein Elektroauto zu kaufen und nach tagelanger Recherche befand Marc die Renault Zoe als das beste Auto für uns und mit den Rabatten und Zuschüssen sogar als Neuwagen erschwinglich. Also ging es in Cherbourg nach dem Ausschlafen als erstes zum Renault Händler zur Probefahrt! Die hat uns überzeugt, sodass wir das Auto schon bald bestellen können.

 

Das Umweltbewusstsein ist auf der Reise enorm gestiegen, zum einen weil man der Natur so nah ist und Zeit hat sich damit zu beschäftigen, zum anderen weil uns der Motorenlärm und -gestank unseres eigenen Bootes und vorallem der Autos an Land viel mehr stört als damals. Wir sind jetzt verwöhnt! Und da man Autos nicht mit Segeln fortbewegen kann, dann wenigstens mit Ökostrom.

 

Solange wir können segeln wir also die letzten Meilen Richtung Heimat und freuen uns euch alle bald wieder zu sehen!

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Kommentare: 4
  • #1

    Armin (Mittwoch, 29 Juli 2020 18:39)

    ... viel Spaß auf dem weiterem Rückweg ... auf zu neuen Ufern ... Rheinufer bei Stromkilometer 444 ... liebe Grüße

  • #2

    Gaït, Nimic II (Montag, 03 August 2020 17:57)

    Well done and congratulations! This will give you a lot to think about when resuming professional life. I hope we'll meet again sometime :)

  • #3

    Crew Elisa (Mittwoch, 05 August 2020 09:35)

    ...alles Gute für euren nächste Lebensabschnitt. Ihr habt lange Striche in den Atlantik gezogen. Wirklich eine bemerkenswerte Reise! Gruss von der Crew Elisa, nun auch langsam auf dem Heimweg nach Hooksiel.

  • #4

    Anne (Mittwoch, 05 August 2020 09:55)

    Was für einen wundervollen Bericht, danke für das Mitteilen und teilen Eure besonderen Erlebnisse und Erkenntnisse die Ihr gewonnen habt auf Eure Reise! Schön, dass auch unsere Wege sich in Cadiz gekreuzt haben.
    Die Französin in mir, freut sich über den Renault ;-) das Euch zum nächsten Abenteuer zu Hause führt.
    Bis ganz bald!
    Bisous von Anne und Marée