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Und plötzlich ging alles ganz schnell...

Eine letzter herrlicher Dreitagestörn brachte uns zu unserem Zielhafen nach Scheveningen, Den Haag.

 

Am nächsten Tag ging es gleich mit der ersten Bootsbesichtigung los und übers Wochenende sollte Papa zu Besuch kommen. Der brachte als Überraschungsgast meine Schwester Verena mit und die Wiedersehensfreude nach ca. 16 Monaten war riesig groß.

 

Ihr zu Ehren haben wir zum ersten mal auf der ganzen Reise eine „Kaffeefahrt“ unternommen, eine sechsstündige Runde gedreht, um in den gleichen Hafen zurückzukehren. Segeln um des Segelns willen und nicht um ein Ziel zu erreichen...

 

Sie hatte das Schiff bislang nur in der Halle gesehen, insofern hat es uns viel bedeutet, dass sie nun auch mal das Segelfeeling erleben konnte und sie steuerte uns konzentriert hoch am Wind und fuhr ihre erste saubere Wende.

 

Als die beiden am Sonntag die Heimfahrt antreten mussten, ging bei uns die zweite Bootsbesichtigung los. Noch am Sonntagabend, drei Tage nach unserer Ankunft in Scheveningen, war der Vertrag unterschrieben, die Anzahlung gemacht und die MIKA quasi verkauft.

Sie wird nun von einer vierköpfigen Familie bewohnt. Zunächst für drei Wochen als Sommerurlaub und ab Frühjahr 2021 geht es für ca. ein Jahr wieder auf Langfahrt.

 

Die Übergabe inklusive Krantermin war für eine Woche später verabredet, so lange hatten wir Zeit alles in die Hand zu nehmen, zu überlegen, was wir mitnehmen, da lassen oder wegwerfen wollten. So ein Frühjahrsputz hätte vielleicht vor der Atlantiküberquerung Sinn gemacht, wenn man sich die Berge ansah, die wir entsorgt haben, aber besser spät als nie.

 

In den nächsten Tagen kam uns plötzlich die Idee für unsere Heimreise. Wir hatten keine Lust in den Zug zu steigen und plötzlich wieder in der Heimat zu sein. Schon die Ankunft in Holland ging uns gefühlt zu schnell und es fühlte sich unwirklich an, wieder da zu sein. So beschlossen wir langsam heimzukommen und mit dem Fahrrad am Rhein entlang zu radeln.

 

Nun hatten wir aber nur ein Fahrrad an Bord, das Klapprad, das wir zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten. Da Marc sowieso ein neues Rad brauchte, kaufte er sich kurzerhand eines in Holland, dann noch ein bisschen Zubehör wie Radtaschen und -hosen und schon konnte es los gehen. Unser restliches Hab und Gut gaben wir den Eltern im Auto mit, die uns in der Woche ein letztes Mal an Bord besuchen kamen.

 

Am Krantag wurde es nochmal spannend, als der Kranbetreiber sagte, der Wind würde aufffrischen, er können nicht garantieren, dass es am selben Tag noch klappt und die nächsten zwei Tage sah die Vorhersage eher schlechter als besser aus. Aber es ging dann doch noch am Montagnachmittag über die Bühne, das Unterwasserschiff sah natürlich wie geleckt aus, obwohl ich es zuletzt in Martinique geputzt hatte und der Bootsübergabe stand nichts mehr im Wege.

 

Bei Marc, bei mir und dem neuen Bootsbesitzer flossen zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils ein paar Tränchen, aber es wäre auch komisch wenn nicht.

 

Unser geliebtes Zuhause abzugeben, in das wir soviel Arbeit und Liebe gesteckt haben und dessen Eigenheiten wir inzwischen in- und auswendig kennen, fiel schwer auch wenn wir erleichtert sind, dass alles so schnell und glatt lief.

 

Auf der Radtour konnten wir unseren Kopf frei kriegen und ein paar weitere schöne Reiseerlebnisse sammeln. In Bonn und Mainz haben wir schon ein paar unserer Freunde wieder besucht und es pünktlich zu Mamas Geburtstag nach Frankfurt geschafft. Zum krönenden Abschluss wurden wir in Worms von Marcs Papa ganz herzlich empfangen, wo wir nun bleiben, bis wir eine eigene Wohnung gefunden haben.

 

So schnell ist man wieder in einer ganz anderen Welt, in der das Seglerleben, das wir eben noch geführt haben, wie ein Traum erscheint.

 

Wir versuchen uns nicht zu schnell vom Alltag verschlucken zu lassen und noch lange von der Reise zu zehren. Wie sie uns verändert hat, dessen werden wir uns wahrscheinlich erst in der kommenden Zeit so richtig bewusst.

 

Wir danken allen Bloglesern für die mentale Unterstützung und hoffen euch inspiriert zu haben!

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